Zwischen Struktur und Stille – warum Schreiben und Assistenz denselben Herzschlag haben

Ich mag die frühen Stunden. Wenn die Welt noch nicht laut ist und der Kaffee duftend neben mir auf dem Schreibtisch steht. In dieser Zeit entstehen viele meiner besten Gedanken.

Viele glauben, Struktur würde Kreativität einschränken. Für mich ist sie das Gegenteil (gerade als Autistin brauche ic

h so viel mehr Struktur) – sie schafft Raum. Beim Schreiben hilft sie mir, Fäden zusammenzuführen, Figuren zu verstehen und Spuren zu legen. In der Assistenz bedeutet Struktur Verlässlichkeit: Termine, Abläufe, Details – all das ist Teil eines größeren Ganzen. Beides folgt demselben Prinzip: Ordnung ist kein Zwang, sondern eine Form von Fürsorge.

Wenn ich schreibe, schreibe ich genau das, was ich im Herzen fühle, beobachtet habe und wie ich es aufgenommen habe. Alle Sinne sind miteinander verwoben und diese lasse ich teilhaben. Ich höre hin, sehe, fühlem rieche und schmecke wie Menschen sich verhalten um mich verhalten, welche Worte sie wählen – und welche sie vermeiden. In meiner Arbeit ist es ähnlich: Ich lese zwischen Zeilen, spüre, was gebraucht wird, oft bevor es ausgesprochen ist. Vielleicht ist das mein "roter" Faden schon immer im Leben gewesen: das stille Lauschen.

Ich arbeite ich am liebsten unsichtbar – und genau das ist meine Stärke. Ich halte Dinge zusammen, bringe Ruhe in Prozesse rein, damit andere wirken können und lausche. Das Schreiben lehrt mich dasselbe: präsent zu sein, ohne im Vordergrund zu stehen. Vielleicht ist das mein Beruf in einem Satz: Ich gestalte im Hintergrund, damit andere ihre Geschichte erzählen können.

Manchmal fragen mich Menschen, wie ich beides vereine – das Organisierte und das Kreative. Für mich ist es kein Gegensatz. Es ist derselbe Herzschlag. Struktur und Stille, Beobachtung und Vertrauen. Und vielleicht ist genau das der Kern meiner Arbeit – ob im Text oder in der Assistenz: Raum schaffen, damit wieder etwas Neues entstehen kann.